So knackst du die Schweizer

Wie wirkt Kultur auf menschliches Verhalten? Welche Bedeutung hat Kultur im Geschäftsleben? Wie entstehen interkulturelle Konflikte? Die Antworten auf diese Fragen findest du in diesem Artikel. Darüber hinaus lernst Du die bevorzugten Verhaltensstile eines "typischen" Schweizers kennen.

Kultur als Einflussfaktor auf Verhalten

Es gibt drei Faktoren, die menschliches Verhalten beeinflussen:

Der kulturelle Einfluss lenkt unser Verhalten in eine bestimmte Richtung, aber er legt das Verhalten nicht fest. Die Persönlichkeit eines Menschen und die jeweilige Situation haben ebenfalls großen Einfluss auf unser Verhalten. Deshalb können wir nie exakt voraussagen, wie sich z.B. ein Inder in einer bestimmten Situation verhalten wird, aber wir können uns auf das „typisch indische“ Verhalten in dieser Situation vorbereiten.

Wie wirkt Kultur auf menschliches Verhalten?

Kultur bietet Orientierung bei der Kommunikation mit Mitgliedern des eigenen Kulturkreises

  • Wir können das Verhalten der anderen automatisch richtig interpretieren
  • Wir wissen, wie man sich im Umgang mit den anderen zu verhalten hat
  • Wir haben kulturelle Werte verinnerlicht, die uns sagen, welche Ziele im Leben besonders wichtig sind und wonach wir streben

Allerdings haben Menschen aus anderen Kulturen andere Regeln und Werte verinnerlicht. Wenn wir uns dessen nicht bewusst sind, verstehen wir ihr Verhalten falsch.

Das Eisbergmodell

Die wichtigsten Bereiche in denen Kultur wirkt, sind nicht direkt beobachtbar. Uns ist nicht bewusst, dass wir in diesen Bereichen durch unsere Herkunft geprägt sind. Daher liegen sie praktisch „unter der Wasseroberfläche“.

Die Bedeutung von Kultur im Geschäftsleben

Die Kultur agiert als ungeschriebenes Gesetz in einer Gesellschaft. Diese wirken auch in Businesssituationen auf unser Verhalten:

Die Antworten auf diese Fragen unterscheiden sich von Land zu Land.

Dimensionen kultureller Unterschiede

Die wichtigsten interkulturellen Unterschiede nach Hofstede, House et al, Trompenaars sind:

  • Individualismus vs. Kollektivismus
  • Direkte vs. Indirekte Kommunikation
  • Hierarchiedenken / Machtdistanz
  • Planung: Langzeitorientierung vs. Flexibilität
  • Leistungsorientierung vs. Beziehungsorientierung
  • Wahrnehmung von Zeit

Wie entstehen interkulturelle Konflikte?

Interkulturelle Konflikte entstehen häufig, weil die Partner unterschiedliche Erwartungen an das Verhalten der Gegenseite haben. Zudem wird das tatsächliche Verhalten des Gegenübers häufig falsch gedeutet.

SmartGlobalizing: Eine weltweite Studie

Es wurde an der Universität Lüneburg über 50 Länder untersucht, inwiefern sich deutsche Fach- und Führungskräfte von den Fach- und Führungskräften des jeweiligen Ziellandes kulturell unterscheiden. Dabei wurden über 5.000 Fallstudien herausgearbeitet. Aus dieser weltweiten Studie wurde der CULTURE_ID Country Check entwickelt.

Der CULTURE_ID Country Check ist ein Tool zur Erfassung interkultureller Verhaltensstile in den wichtigsten Handlungsfeldern internationaler Geschäftstätigkeiten. Es wird ein Abgleich (inkl. Gap-Analyse) der Verhaltensstile des Anwenders mit den typischen Stilen des gewünschten Ziellandes dargestellt.

Und so knackst du die Schweizer

In den 10 Fields of Interaction zeige ich Euch das typische Verhalten der Schweizer:

Allgemeine Kommunikation

  • Keine Emotionen in beruflichen Situationen zeigen
  • Umgehen von bestimmten Themen
  • Ansprache der Geschäftspartner*innen mit Vornamen
  • Nicht über persönliche Probleme und Sorgen sprechen
  • Die Sprache des Gegenübers auch beherrsche

Allgemeiner Arbeitsstil

  • 5-10 Minuten vor der vereinbarten Zeit am Treffpunkt da sein
  • Durch schriftliche Dokumentation absichern
  • Aufgaben werden eher parallel abgearbeitet
  • Nach Feierabend keine arbeitsbezogenen Telefonate führen

Team & Kooperation

  • Konflikte mit Arbeitskollegen werden so gut es geht aus dem Weg gegangen
  • Handlung genau danach, was besprochen wurde
  • Schweizer arbeiten gerne im Team
  • Kompromiss eingehen, auch wenn die eigene Lösung die bessere ist
  • Arbeiten gerne mit freundlichen und kompetenten Kollegen*innen

Verhandlungsführung

  • Überzeugung durch Aufbau von Vertrauensverhältnis
  • Bei Verhandlung sich an die Persönlichkeit des Gegenübers orientieren
  • Der Schweizer versucht zu Beginn einer Verhandlung Persönliches über Verhandlungspartner*in zu erfahren
  • Das Ergebnis einer Verhandlung ist verbindlich

Führen & geführt werden

  • Motivation durch Lob der Leistung
  • Eigene Entscheidung bei der Bearbeitung einer Aufgabe
  • Mitarbeiter*innen werden in den Entscheidungsprozess einbezogen
  • Die Führungskraft lässt die Mitarbeiter*innen selbstständig an den Aufgaben arbeiten
  • Entscheidungen werden kritisch hinterfragt
  • Abgabe der Aufgabe an andere Person, die sich besser auskennt
  • Entscheidungen werden mit der Führungskraft abgestimmt, bevor sie umgesetzt wird
  • Vorgabe von Ziel und groben Rahmen bei Vergabe eines Arbeitsauftrages

 Wissen vermitteln

  • Effektive Wissensvermittlung
  • Angabe von konkreten Handlungsanweisungen

Kontrollieren und Beurteilen

  • Fehler werden kommuniziert
  • Wiederholung der Tätigkeit, bis sie fehlerfrei ist
  • Kein Einfordern von Kritik
  • Fachliche Qualifikation ist wichtig bei der Auswahl von Mitarbeiter*innen
  • Kleinste Mängel werden beseitigt
  • Beförderung von Mitarbeiter*innen, die sehr gute Leistung erbringen
  • Achten auf Gefühle des Gegenübers beim Feedbackgeben

Netzwerken

  • Treffen mit Arbeitskolleg*innen maximal einmal pro Woche nach der Arbeitszeit
  • Vertrauen wird durch persönliche Beziehungen gewonnen
  • Konzentration auf zielführende Kontakte
  • Geschäftliches werden in formellen Situationen besprochen
  • Small talk, private Gespräche lenken vom Geschäftlichen ab

Planen & Organisieren

  • Alle Eventualitäten werden vor einer Aufgabe bedacht
  • Tätigkeiten werden langfristig geplant
  • Konzentration auf das Gesamtergebnis als auf einzelne Arbeitsschritte bei einer komplexen Aufgabe
  • Einhaltung eines Planes
  • Einhaltung von zeitlichen Vorgaben

Innovation & Improvisation

  • Bewährtes soll bleiben
  • Orientierung an bewährte Ansätze, wenn schnell Lösungen gefunden werden müssen
  • Hohe Qualität ist wichtiger als kreative Ansätze
  • Stabilität und Verlässlichkeit sind zentrale Elemente eines guten Prozesses

Wenn du herausfinden möchtest, wie dein persönliches Verhalten sich von dem typischen Verhalten der Schweizer unterscheidet, empfehle ich dir den CULTURE_ID Country Check. Kontaktiere mich jederzeit, um mehr darüber zu erfahren!

Die 5 Goldenen Regeln im interkulturellen Umgang

Welche Erfahrungen hast du mit der Schweizer Kultur gemacht? Ich freue mich auf dein Kommentar unten!

5 Antworten

  1. Im Rahmen einer Präsentation der Wirtschaftsjunioren hat uns Lucia erklärt „wie man die Schweizer knackt“. Sie hat uns wunderbar durch ihre sehr kurzweilige und dynamische Präsentation geführt. Sie hat anhand des „CULTURE_ID Country Check“s ihr eigenes Persönlichkeitsprofil mit dem eines „klassischen Schweizer Eidgenossen“ verglichen. Dabei hat sie uns detailliert die kulturellen und menschlichen Unterschiede zwischen uns Nachbarn aufgezeigt und auch mögliche Wege gezeigt, wie man mit den Schweizern besser kommunizieren kann. Die während des Vortrags anwesenden Schweizer waren genauso davon begeistert wie die Deutschen und Franzosen.

  2. Liebe Lucia
    super Beitrag! Die meisten Punkte kann ich aus eigener Erfahrung zu 100% genau so bestätigen. Gibt aber natürlich auch „Ausnahmen“.
    Als Deutsche, die vor über 14 Jahren in die Schweiz gekommen und die Schweizer Staatsbürgerschaft erworben hat, war das Respektieren, Kennenlernen und Verstehen der Schweizer Kultur essentiell und ich lerne immer noch dazu.

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Lucia Sachs – Personal Coach und Business Coach

Lucia Sachs

Als Wirtschaftspsychologin und Personal und Business Coach begleite ich Menschen bei ihren beruflichen und privaten Themen.

Mehr über mich…

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